10.2. "Toubaaab"

Wir wurden nicht mehr abgeholt und so gab es auch am Abend des zweiten Tages Tütensuppe und natürlich Pumpernickel.

Nach dem Frühstück (natürlich Pumpernickel) sind wir auf den Hauptplatz des Kindergartens gegangen. Dort trudelten eins nach dem anderen die Kinder ein. Jedes einzelne wollte uns mindestens einmal die Hand geben und über die Haare streichen. Im Zuge der Morgenversammlung wurden wir als Freunde begrüßt und es wurde ein extra für uns komponiertes Lied gesungen.

Als die Kinder schon in ihren Klassenzimmern waren wurden wir über das Gelände geführt. Insgesamt gibt es 15 Klassen aufgeteilt auf 3 Jahrgangsstufen. Die jüngsten Kinder sind 3 die ältesten um die 6. Ich wurde einer dritten Klasse zugeteilt, war also bei den großen.

In der ersten Stunde durfte ich den Matheunterricht beobachten. Die Kinder haben subtrahieren geübt. In der Pause gibt es Essen für alle Kinder und auch mir wurde etwas angeboten. Natürlich hatte ich mir vorher Gedanken darüber gemacht, was ich essen sollte und was besser nicht, aber abgelehnt habe ich dann trotzdem nicht. Bis jetzt geht es mir gut ;-). Morgen soll ich das Mittagessen der Kinder schon alleine betreuen.

In der ersten Stunde die ich (unvorbereitet) alleine vor der Klasse stand, habe ich das Interesse der Kinder an meiner Haut ausgenutzt. Wir haben die Namen der Körperteile geübt indem wir uns gegenseitig anfassen durften, wenn wir eine Bezeichnung kannten. Nach der zweiten Pause kamen die Kinder in einen Genuss, in den sonst nur meine Dusche kommt. Ich habe gesungen „If you are happy and you know it“ und fast alle haben mitgetanzt.

Nach der Schule wurde uns noch geholfen etwas Geld zu wechseln, danach waren wir wieder alleine auf dem Gelände und wir haben uns entschieden, uns auf den Weg in die Innenstadt zu machen. „Tubaaaaab“ schallt es von überall her, sobald wir das Gelände verlassen. Ja, wir sind weiß und wir sind die Einzigen hier. Das fühlt sich wirklich komisch an.

An einem winzigen Laden nehmen zwei Männer und eine Frau sich unseres Africell-Problems an. Sie verkaufen uns Karten und Guthaben und versuchen uns zu erklären, wie wir nun damit umgehen müssen. Schnell werden wir zur Attraktion der gesamten Straße und uns werden, worüber ich sehr dankbar bin, Stühle angeboten.

Auf dem Weg zurück in den Kindergarten suchen wir noch nach dem Minimarkt. Den brauchen wir unbedingt, denn wir haben schon seit heute Morgen kein Wasser mehr und trinken dieses nun schon abgekocht. In dem Minimarkt kaufen wir Haferflocken, Milch, Orangensaft, Margarine, eine Dose Bohnen und eine Dose Erbsen, ein Brot und vor allem Wasser.

Zu Hause angekommen sind wir mal wieder völlig k.o. und versuchen nur noch, mehr schlecht als recht, mit dem komischen Gasherd ein Abendessen zustande zu bekommen.

Als die Kinder mit mir gelacht und gesungen haben und als uns an dem Kiosk so freundlich geholfen wurde, da habe ich mich hier wirklich willkommen gefühlt und war ganz glücklich.

 

Meine neue Handynummer ist übrigens:  7735436 (plus Vorwahl, die jemand der mich erreichen möchte bestimmt einfacherer googlen kann als ich). Das Internet funktioniert auf dem Handy leider noch nicht…

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Kommentare: 1
  • #1

    Mona (Mittwoch, 12 Februar 2014 21:56)

    Ich kann mir das wirklich sehr gut vorstellen, wie ihr im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, um euch rum viele neugierige faszinierte Menschen...so eine Gastfreundschaft mit Wollkommenslied findet man in Deutschland so sicher niergends!